Reiseupdate 2024: 3 Monate Südostasien
Lang lang ist es her, seitdem es einen Artikel hier auf meinem Blog gab… zugegeben, das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. 😅
Aber so ist das manchmal. Manches lässt sich einfach nicht planen und es kommt immer anders als erwartet, man kennt es. Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass mich das Reisen derart „in Anspruch“ nimmt, dass mein Kopf für alles andere nicht länger bereit steht. All die Erlebnisse und Eindrücke sind toll und bereichernd, keine Frage! Aber wenn man es nicht gewohnt ist, aus seiner alltäglichen Komfortzone auszubrechen und für längere Zeit völlig anders zu leben, gibt es da auch erst einmal viel zu verarbeiten – vieles, worauf man klarkommen muss.
Vor mehr als drei Monaten bin ich gen Südostasien aufgebrochen. Mein Flug ging im Januar – Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Es ist schon seltsam, dass es sich so anfühlt, als wäre es erst letzte Woche gewesen und gleichzeitig als ob Jahre vergangen sind. Ich finde man muss realistisch bleiben: Drei Monate sind keine unwahrscheinlich große Zeitspanne. Ich meine, was sind schon drei Monate Daheim? Aber das Leben auf Reisen ist eben auch ein komplett anderes. Das Gehirn ist die vielen neuen Eindrücke und Erlebnisse, die sich in einer so kurzen Zeitspanne abspielen, einfach nicht gewohnt.
Meine Reise neigt sich jedoch fürs Erste dem Ende entgegen. Ich bin an meiner letzten Etappe angekommen und habe tatsächlich mein Rückflug-Ticket nach Deutschland gebucht… ahh!!! 🙈
Das fühlt sich noch immer auf so vielen Ebenen seltsam an. Einerseits bin ich wirklich bereit für Deutschland. Ich freue mich unwahrscheinlich darauf, nach all der Zeit endlich wieder bei meinen Menschen zu sein. Außerdem weiß ich, dass meine Reise mit der Rückkehr nicht endet. In Deutschland erwarten mich viele Fragezeichen, Neuanfänge und vielleicht sogar noch größere Abenteuer als in Südostasien, wer weiß. Ich sehne dem wirklich mit Spannung entgegen. Und doch muss ich mir eingestehen, dass es auch seltsam und eventuell ein wenig beängstigend ist, dass es nun einen realen Stichtag gibt…
Jedenfalls möchte ich die verbleibenden Wochen nutzen, um die Zeit ein bisschen zu rekapitulieren und mein Reisetagebuch ein Stück weit nachzuholen.
Zeit für ein Reiseupdate!
Warum bin ich auf die Reise gestartet?
Genau kann ich es gar nicht sagen, woher mein Fernweh kommt, aber ich schätze ein Grund ist meine Neugierde. Ich wollte es schon immer genau wissen, habe Prinzipien hinterfragt und konnte die Dinge nicht ungeklärt stehen lassen. Die Welt ist groß und divers, auf so vielen Ebenen – egal ob landschaftlich, architektonisch, kulturell oder was auch immer. Es gibt so vieles zu entdecken und zu erkunden. Zu lernen und zu erfahren.
Worum es mir beim Reisen geht, habe ich wohl erst in den letzten Wochen wirklich verstanden. Ich ziehe keinen Nutzen daraus, jeden Tag von einem Ort zum nächsten weiterzuziehen, all die populären Sightseeing-Spots der Reihe nach abzuklappern und in kürzester Zeit möglichst viel von einem Land zu „sehen“. Das Letzte steht in Anführungszeichen, da ich der Ansicht bin, dass sich Backpacker nichts darauf einbilden sollten, wenn sie zwei, drei oder vier Wochen durch ein Land reisen und dann behaupten, sie wissen, wie das Land funktioniert. Ich habe es ausprobiert und denke, erst wenn man richtig unter den Menschen lebt, sich in Alltag, Kultur und Sitten integriert, versteht man, worum es geht. Das ist in einer so kurzen Zeitspanne nicht möglich und schon gar nicht, wenn man in Hotels und ähnlichem übernachtet.
Mir geht es beim Reisen auch nicht darum, meinem Alltag Daheim kurzzeitig zu entfliehen, zu chillen oder neue Kraft zu tanken. Ich will in erster Linie sehen, wie es sich in anderen Teilen der Welt lebt. Welche Lebenskonzepte gibt es zusätzlich zu dem, das vorrangig in unserer Gesellschaft vorgelebt wird?
Hinzu kommt (und das nimmt einen nicht unwesentlichen Teil ein), dass ich mit meiner bisherigen Lebensgestaltung unzufrieden war und mich in eine Sackgasse gefahren hatte. Bevor ich loszog, habe ich bewusst alles aufgegeben, um bei meiner Rückkehr nach Deutschland einen wirklichen Neuanfang zu starten.
Mein Problem war es immer, dass ich nie genau greifen konnte, was mir an meinem Leben missfällt. Ist es die Wohnsituation, der Job, mein soziales Umfeld, eine Mischung aus allem oder vielleicht doch etwas ganz anderes? Inzwischen ist mir klar geworden, dass mein Leben viel zu engstirnig, verbissen und spießig war. Es hat weder zu meinen Prioritäten, Werten und Bedürfnissen, noch zu meinem Charakter gepasst. Ich habe mich mehr schlecht als recht in ein System eingefügt, das mir vorgelebt wurde – ich dachte schlichtweg lange Zeit, dass es nur diese eine Art und Weise der Lebensführung gibt.
Seitdem ich alles auf null gesetzt habe und bereit bin hinter mir zu lassen, fühle ich mich frei und leicht. Ich habe wieder Spaß am Leben, fühle mich jung (kindlich) und unterliege weniger dem Druck und Zwang, perfekt funktionieren oder allzeit effizient und produktiv sein zu müssen. Ich habe festgestellt, dass man auch einfach mal Spaß am Leben an sich haben kann. An den schlichten, einfachen Momenten oder kleinen Tätigkeiten, ohne einem besonderen Ziel hinterher zu jagen.
Ich mag den Ausdruck wirklich nicht, weil er häufig viel zu leichtfertig und zuweilen auch sarkastisch missbraucht wird, aber für mich bedeutet Reisen zu sich selbst zu finden. Ich lerne mich selbst kennen. Ich verstehe, worauf ich im Leben Wert lege, was für ein Umfeld ich benötige, um zufrieden zu sein, worin meine Interessen liegen und womit ich mich beschäftigen möchte, damit ich für mich persönlich sagen kann, mein Leben erfüllt einen Sinn. All das ohne, dass es mir jemand vorlebt oder aufoktroyiert.
Reiseziel Südostasien
Warum ich nach Südostasien wollte? Ganz einfach: Weil ich noch nie da war und mich die Kultur, Landschaft und das Essen schon immer gereizt haben. 😄
Außerdem ist Asien ein dankbarer Anlauf, um sich auf die erste ausgedehnte Alleinreise zu wagen und Backpacking auszuprobieren. Nicht nur, weil sich hier viele andere Backpacker tummeln, denen man sich jederzeit anschließen kann, sondern auch weil Unterkünfte, Essen, Transportmittel und Co. schön günstig sind – ohne Einkommen ein nicht ganz so unwichtiger Aspekt.
Ich wollte schon immer Indien sehen, habe mich aber nie getraut, da es ein schwieriges Land sein soll, in dem insbesondere Frauen nicht ohne Weiteres einfach alleine reisen sollten. Stattdessen entschied ich mich dafür, mit Sri Lanka zu starten. Menschen, Essen und Kultur seien ähnlich und die Landschaft traumhaft schön und vielfältig mit tollen Stränden, Bergen, Teeplantagen, Dschungel, Elefanten, Schildkröten, Ayurveda, … – einfach ein tropisches Inselparadies! Auch Malaysia sei stark von Indien geprägt, hieß es. Du findest dort eine ausgeprägte indische Population mit indischem Essen und allem was das Herz begeht.
Sri Lanka und Malaysia in Kombination erschienen mir also als perfekte Alternative für Indien. Ich hatte mir vorab einen Zeitraum von drei Monaten für die Reise gesteckt. Ein Land pro Monat, so der Plan, da ich mir gerne Zeit beim Reisen nehme und nicht hetze. Als Drittes Ziel lag für mich Thailand auf der Hand. Für mich besonders interessant aufgrund des Buddhismus und wieder einmal wegen Essen und Landschaft.
Niemand kann sagen, dass ich meine anfängliche Planung in die Tonne gehauen habe…
Jeden Monat ein neues Land habe ich durchgezogen. Doch es kam anders als gedacht, wie ich mich vor Ort beschäftigt habe und vor allem kam ausgerechnet Indien doch unerwartet dazwischen gefunkt. Und zwar so, dass ich meine Reise letztlich auf vier Monate ausdehne. 😅
Meine Etappen:
Januar/ Februar: Sri Lanka
Februar/ März: Indien
März/ April: Thailand
April/Mai: Malaysia
Strand, Yoga, Kloster, Berge, Strand
Einen richtigen Plan hatte ich eigentlich nicht. Auch keine vorab gebuchten Unterkünfte, Reiserouten, Flugtickets für die Weiterreise oder was auch immer. Als ich im Flieger nach Colombo saß, war mein einziger Anhaltspunkt eine Schildkrötenfarm an der Westküste, eine zweistündige Fahrt von der Hauptstadt entfernt. Ein ehemaliger Schulkamerad hatte dort letztes Jahr freiwillig ausgeholfen und da die Arbeit mit Meeresschildkröten immer ein Traum von mir war, wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen.
Vor Ort merkte ich allerdings schnell, dass ich falsche Vorstellungen hatte. Das Ganze ist leider eher eine Touristenattraktion, statt dass es etwas mit Tierschutz zu tun hat. Ja, so änderte das plötzlich meine gesamte Reise, denn ich hatte gedacht, dort 2-3 Wochen auszuhelfen. Was sollte ich nun in Sri Lanka machen? Andere Freiwilligenprojekte ließen sich auf die Schnelle nicht auftreiben und so ergab es sich, dass ich unfreiwillig in das klassische „Backpacker-Leben“ schlitterte, indem ich mir meinen Weg durch das Land bahnte.
Mit der Zeit kam ich zu dem Schluss, dass ich mich gerne stärker mit Yoga befassen möchte. Ich praktiziere seit zwei Jahren Yoga für mich selbst und meditiere. Meine beste Freundin sagte sogar zu mir: „Willst du nicht eine Ausbildung zur Yogalehrerin machen?“, ich so: „Nö, ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür…“. Ganz plötzlich erschien es mir dann aber doch an der rechten Zeit. Und wenn man sich schonmal in Asien rumtreibt, wo lernt man am besten Yoga? Natürlich dort, wo es seinen Ursprung hat. Genau, in Indien!
Das ist auch schon die ganze Story, warum ich letztlich dann doch in Indien war. Ich hielt mich dort ausschließlich in Rishikesh auf, was sich im Norden unmittelbar am Himalaya-Gebirge und in Nähe zu Nepal befindet. Ein heiliger und in besonderer Weise spiritueller Ort, an dem ich nicht nur viel über Yoga, mich selbst und andere Menschen lernen durfte, sondern auch über den Hinduismus, Breathwork, Reiki und Soundhealing und ich hatte sogar Gelegenheit dazu, das Holi-Fest mitzufeiern.
Auch wenn ich zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt habe, nach Nepal oder Tibet überzusetzen, zog es mich danach tatsächlich in den Norden Thailands. Der ist vor allem wegen seines kulturellen Hotspots Chiang Mai bekannt, an dem man viel über den Buddhismus lernen kann. Während meiner Zeit in der Yogaschule hatte ich mein Wissen über Meditation ausgebaut. In Thailand zog es mich 10 Tage lang in ein buddhistisches Kloster, das mitten in den Bergen an der Grenze zu Myanmar liegt. Dort lebte ich unter den Mönchen, erfuhr vieles über den Buddhismus und übte mich in der sogenannten Vipassana-Meditation. Scheinbar habe ich ein Händchen für nationale Feste, denn danach konnte ich auch noch Songkran, das thailändische Neujahrsfest feiern (ja das findet tatsächlich im April statt!).
Meine letzte Etappe ist Malaysia. Nach einigen Tagen Großstadtdschungel in Kuala Lumpur, und zweimonatiger Reise in den Bergen, gönne ich mir nun eine letzte Auszeit am Strand. Es hat mich in den Norden Malaysias auf die Insel Langkawi gezogen, die unmittelbar an Thailand grenzt.
Zwischendurch hatte ich tatsächlich über Abstecher nach Laos und Kambodscha nachgedacht. Auch hätte mich Vietnam gereizt. Aber alles war in der verbleibenden Zeit nicht machbar, da ich Mitte Mai nach Hause zurückkehre. So spare ich mir die Ziele lieber für die nächste Reise auf – was ja wohl auch nicht schlecht ist! 😊